1963 trat meine mutter aus der kirche aus. es war nicht so,dass sie gottes existenz in frage stellte-der katholizismus war ihr einfach nicht koscher genug.kurz darauf ging ihre erste ehe in die binsen.als grund gibt sie bis heute an,dass der mann 'abnormes' von ihr verlangt hätte. arbeiten tat sie als pharmareferentin,im selben betrieb wie mein vater. ich habe mich tausendmal gefragt,welcher blitz bei DEN zwei-wie sie moralisch nicht unterschiedlicher hätten sein können-den ausschlag gegeben hat und bin zu dem schluss gekommen:es muss an dem charme meiner mutter gelegen haben und an der darausfolgenden penetranz meines vaters. stelle ich mir meine mutter früher vor,sehe ich eine kniebestrumpfte(sowohl als auch!) fröhliche sehr junge frau,die sich auf die zehenspitzen reckt,mit der einen hand winkt und mit der anderen einen mantel über ihrem kopf hält,weil es in strömen regnet. mein vater sah zwar auch aus wie frisch geschlüpft,hatte aber damals schon sowas windiges unruhig glattes(heute nennt er sich anand arup,was passenderweise'der formlose'bedeutet.)

bei den zwei hatte es also gefunkt(!),die liaison vertiefte sich,ich war unterwegs,sie heirateten und irgendwann musste mein vater wegen einer knieoperation ins krankenhaus. im bett neben ihm ein ebenfalls frischoperierter zeuge,der seiner art entsprechend natürlich sofort eifrig 'zeugnis' von bett zu bett loswerden wollte und DAS war DER moment,an dem der stein ins rollen kam. fatalerweise sagte mein vater: "guter mann,mich interessiert das alles herzlich wenig,aber meine frau-die könnte mal jemand aus ihrem verein besuchen,DIE möchte bestimmt mehr darüber erfahren." flugs wie man in zeugenkreisen in so einem fall agiert,wurde sofort eine 'schwester' zu meiner mutter geschickt und es war liebe auf den ersten bibelvers. DAS wars,was meine mutter gesucht hatte:ein sittsam reines leben,mit der aussicht,das alles noch viel sittsamer wurde. mit angeblich weltweiter gerechtigkeit. und einem moralischen roten faden,an den es sich zu halten galt. herrlich! mit feuereifer stürzte sie sich in den prozess 'zeuge jehovas werden', -als mein vater aus dem krankenhaus entlassen wurde,ging sie bereits in die versammlung. um des lieben friedens willen begleitete er sie mal und sein interesse schnellte ruckartig ins unermessliche,als er bemerkte,wieviele naivchen sich da tummeln,die alle mal flachgelegt werden könnten. ein jahr war ich alt,als meine eltern ihre jeweiligen passionen entdeckten- mutter:beten, vater:frauen. und wie sollte es da anders kommen,als das mein vater rausflog,sowohl bei meiner mutter,als auch bei 'dem verein'. für mich folgten 12 jahre erziehung der besonderen art.